Vertreibung aus dem Paradies und wie kommen wir wieder dorthin

Vertreibung aus dem Paradies und wie kommen wir wieder dorthin

Wohl kaum eine andere Malerei von mir spiegelt so sehr die Energie und auch den emotionalen lockdown dieses Ausnahme Jahres 2020 wie diese Wandart .

Über den Zeitraum mehrerer Klimazonen vom Frühling bis zum Spätsommer in Duderstadt entstanden- beherbergt sie das ganze Repertoire so unterschiedlicher Gemütszustände wie Ausgelassenheit, Liebestollheit, Lebensfreude, Scham, Wut, Trennungsschmerz, Trauer, alberner Hysterie und wohligem Alleinsein bis hin zu den immer währenden Sehnsüchten nach Verheißung und Erlösung.

Von niedlichen Putten beäugt, sieht man Adam und Eva ( oder sind es gar Barbie und Ken?)  in lustvollem Treiben auf dichten grünen Urwaldblättern, die übrigens auch am Weinberg wachsen, umgeben von Hibiskusblüten und Kolibris als das Paradies morgens um 7 noch in Ordnung war. Paradiesvogelblumen und Weißbüschelaffen aus Rio de Janeiro, die auch die Stationen des Auftraggebers verdeutlichen und dessen Gästehaus ich mitgestalte habe, mit genau diesen wunderschön leuchtend orangefarbenen Strelizien und türkis-blauen Farnblättern lassen einen geradezu die heiße, feucht frivole Luft spüren.

Nunja, ein solcher Zustand kann nicht lange gutgehen.

Da braut sich schon das Unheil zusammen!  Fledermaus, Vampire und dunkler Himmel symbolhaft für Mystik und Verruchtheit werfen ihre Schatten auf die von Scham und Furcht gequälten Gesichter des einst prallen Liebespaares. Michelangelo bildet den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies in einer einzigen Szene ab, zu sehen in der Sixtinschen Kapelle und dreist kopiert von mir nun auch am Felsenkeller in Duderstadt.Übrigens interpretiert Michelangelo auf seine, wie ich finde höchst moderne Weise: Auch Adam greift nach der verbotenen Frucht! Jawohl, Bonnie und Clyde like gemeinsam mit der Liebespartnerin. Wenn das nicht mal ein geschlechterausgleichendes, geteiltes Schicksal der ewigen Versuchung ist. Von wegen : Und ewig lockt das Weib.

Ein großer Baum, an dem auch die Affen ausgelassen schwingen, markiert den klaren Schnitt bei der Zeitreise von den biblischen Anfängen hin in die Moderne der Partyzeit der 1960,70er Jahre. Ein bisweilen nicht ganz sorgenfreier Blick auf den Tanz auf dem Vulkan leitet uns zur großen im Dachgiebel über allem schwebende Corona Wolke, durch die krachend die Luftfahrt jagt, das Virus über den Globus tragend, zu Monstermoskitos im Angriff auf die komisch, lustige Gesellschaft, deren Protypen wohl jede*r von uns an irgendjemand erinnert und zarten Libellen, die Gefahr laufen, in ihrer Zerbrechlichkeit umgedonnert zu werden.

Schuld war plötzlich das Gürteltier. Oder war es die Fledermaus? Gar ein cross over von beiden? Oder sind es nicht doch eher wir Menschen, die so unaufhaltsam ins Paradies drängen, Regenwälder abholzen, Tiere ausbeuten und uns nun wundern, warum wir Corona haben. Wir sind Teil der Natur. Das scheinen wir bisweilen zu vergessen.

Von den glamourös goldenen, aber auch elend aufwühlenden 1920ern im Berlin Babylon bis 2020- 100 Jahre! Und nun, wo steht die Menschheit? Wo wollen wir hin, was  können wir wiederhaben zum Lebensglück, von was müssen wir uns trennen…Ein schmerzlicher Wandel, so scheint es mir, ist zugange, der aber auch die Chance gibt für Neubeginn, Besinnung, humanitäre Solidarität und sanfteren Umgang mit der Natur.

Der Stern galt schon immer als Zeichen von Verheißung, Neubeginn, Wunsch nach innerem und globalen Frieden, humanitärer Solidarität und der Hoffnung im zuversichtlichen Glauben, daß sich alles zum Guten wendet…

Und so steht dieses Weihnachten für mich genau dafür. Es ist eben alles ein bißchen stiller als sonst.

Ich hoffe, daß wir nur in einer großen Pause sind, und all das wiederkehrt, was mir Freude macht und mich zum lebensfrohen, genußvollen Menschen. Sehnsüchtig danach, in großer Geselligkeit mit Anderen und ganz Vielen im Tanz, beim Wein, umarmend, im Gesang lauthals singend, Liebe und Kultur wiederauflebend. Ein rauschendes Fest, eine wiederverdiente Explosion der Lebenslust- DAS wünsche ich mir und allen Menschen!

Auf ein besseres und funkelndes 2021.

 

      

 

 

Vom Paradies zum Tanz auf den Vulkan